Zum ersten Mal in 2020 fand das im vergangenen Jahr etablierte Erzählcafé „Spezial“ statt.
19 Nachbarinnen und Nachbarn haben im LaLoKa während des Erzählcafé, dass wir gemeinsam mit dem Quartiersmanagment Boulevard Kastanienallee und BENN Integrationsmanagement Boulevard Kastanienallee veranstaltet haben ihre ganz unterschiedlichen Erfahrungen austauschen können.
Unter dem Motto: „Alltagsregeln – Zeichen, Gesten und Verhaltensweisen kennenlernen und verstehen“ ging es um ganz unterschiedliche Themen. Die Teilnehmer*innen redeten über ihre Erfahrungen in der Erziehung, Irrungen und Wirrungen in der deutschen Gesetzgebung aber auch kulturelle Unterschiede.
Da stimmt ja das Stereotyp “In Deutschland ist alles geregelt” gar nicht mehr.
Einer Teilnehmerin aus Afghanistan brannte die Frage unter den Nägeln: „Kann ich meine Kinder, während ich einkaufen gehe, alleine daheim lassen?“. Es zeigte sich schnell, dass es hier ganz unterschiedliche Herangehensweisen gibt. Ein syrischer Teilnehmer war sich sicher, dass das nicht länger als 2 Stunden erlaubt sei. Eine der alteingesessenen Anwohner*innen im Kastanienboulevard erzählte von den Erfahrungen, die sie mit ihren Kindern gemacht hatte. Letztlich fand die Gruppe gemeinsam heraus, dass es in Deutschland dafür keinerlei gesetzliche Regelung gibt. „Da stimmt ja das Stereotyp ‚In Deutschland ist alles geregelt‘ gar nicht mehr.“ bemerkte eine Teilnehmerin schmunzelnd.
Nach einem kurzzeitigen Stromausfall in Hellersdorf ging es dann bei gemütlichem Taschenlampenlicht weiter. Der Projektkoordinator des LaLoKa Mohamed Amer, fühlte sich dabei an sein Heimatland erinnert: „Im Irak ist das ganz normal.“, merkte er lachend an.
Miteinander entsteht, wenn man sich gegenseitig respektiert!
Besonders ausführlich ging es dann um den „Handschlag“. Ein für Menschen, die lange in Deutschland leben, ganz alltäglicher Vorgang bei nahezu jeder Begrüßung und Verabschiedung. Für die Neuangekommenen war es aber erst aus teils religiösen, teils kulturellen Gründen ungewöhnlich sich gegenseitig so oft die Hand zu reichen. DieTeilnehmer*innen merkten durch den Austausch allerdings schnell, wie das erst Ungewöhnliche schnell verständlich wurde. Eine Teilnehmerin brachte es dabei auf den Punkt: „Miteinander entsteht, wenn man sich gegenseitig respektiert!“
Wir müssen fragen: “Was brauchst Du?” und nicht nur sagen “Lerne eine Sprache!”
Anne Haedke
Ein weiteres Gesprächsthema war die Frage nach den Hürden, die Neuangekommenen für sich in Deutschland wahrgenommen haben. Neben der Wichtigkeit des Erlernens der neuen Sprache stellte Projektkoordinator Mohamed Amer heraus, dass vor allem für Geflüchtete die Suche nach einer eigenen Wohnung wichtig ist, um sich eigenständig fühlen zu können, was in Flüchtlingsunterkünften oft nicht gegeben sei. DieTeilnehmer*innen merkten aber, dass es am wichtigsten ist, zu bemerken, dass das was dem einen hilft, nicht notwendigerweise allen anderen hilft. Moderatorin Anne Haedke bemerkte abschließend: „Jetzt denke ich anders. Wir müssen fragen: ‚Was brauchst Du?“ und nicht nur sagen ‚Lerne eine Sprache!‘“
Wir freuen uns auf das nächste Erzählcafé, das für den 03. April geplant ist, Ort und Zeit werden noch bekannt gegeben.
Das ist sehr interessant! Nächstes mal versuche ich dabei zu sein.